48 IMPULSE EFFIZIENTES UND HARMONISCHES MITEINANDER OHNE DRAMA WIE EIN PSYCHOLOGISCHES MODELL KOMMUNIKATIONSPROBLEME IM ARBEITSALLTAG OFFENLEGT UND BEHEBT. Eine Situation, die viele aus ihrem Arbeitsalltag kennen: Die Leiterin einer Arbeitsgruppe erkennt, dass ihr Projekt im Rückstand ist. Sie beauftragt Herrn Meier aus ihrem Team, Überstunden zu machen, um den Terminplan zu halten. Dieser fühlt sich benachteiligt und auch seine Kollegin Frau Hahn findet es unfair, dass Meier als einziger im Team Überstunden machen muss. Sie stellt ihre Vorgesetzte zur Rede – ohne, dass Herr Meier darüber Bescheid weiß. Das Kommunikations-Drama nimmt seinen Lauf. Das sogenannte Dramadreieck, ein psychologisches Modell von Stephan Karpman, kann helfen, wiederkehrende Kommunikationsprobleme im Alltag oder im beruflichen Umfeld zu erkennen und den Kreislauf zu durchbrechen. Im Coaching der Führungskräfte bei KÖGEL ist dieses Modell ebenfalls ein wichtiges Thema – so können wir Konflikte im Arbeitsalltag offenlegen und künftig vermeiden. Rollentausch Die drei Rollen können sehr schnell von einer Person zur anderen wechseln. Herr Meier könnte sich durch das ungefragte Einschreiten von Frau Hahn angegriffen fühlen und macht ihr Vorwürfe – nun ist sie das Opfer. Die Vorgesetzte könnte bei diesem Konflikt eingreifen und so von der Verfolger- in die Retterrolle schlüpfen. Oder: Die Chefin fühlt sich vom Rettungsversuch von Frau Hahn angegriffen, da sie die Entscheidungen ihrer Führungskraft in Frage stellt. Herr Meier will Frau Hahn, die ihm ja nur etwas Gutes tun wollte, helfen und wechselt von der Opfer- in die Retterrolle. Durch den dynamischen Rollenwechsel bleibt die Situation bis zum Schluss dramatisch. Je öfter dieser stattfindet, desto komplizierter wird es. Auswege aus dem Dramadreieck Laut Coach und Buchautor Steffen Raebricht gibt es zwei Lösungsansätze. Eine wichtige Frage, die es zu beantworten gilt: Was ist Ihre Lieblingsrolle? Bei Herrn Meier ist es die Opferrolle, bei Frau Hahn die Retterrolle. Durch Selbstreflektion lässt sich das Konfliktpoenzial minimieren. Raebricht nennt diesen Lösungsansatz »Keinen Köder auswerfen«, also andere Menschen nicht einzuladen, am Konfliktteilzunehmen. Herr Meier hätte seinen Unmut über die Überstunden direkt bei seiner Chefin ansprechen können und so bei Frau Hahn nicht den Impuls ausgelöst, als Retterin aufzutreten. Außerdem sollten wir fremde Köder ausschlagen. Das fällt uns oft nicht leicht, denn Köder lauern überall. Frau Hahn weiß, dass sie selbst gerne die Retterin ist und sie damit ihren Teil zum Drama beiträgt? Dann sollte sie es sich beim nächsten Mal, zweimal überlegen, ob sie bei einer erlebten Ungerechtigkeit sofort ungefragt einschreitet. Das Schwierige in der Praxis? Im Laufe der Jahre haben wir unsere Rollen perfektioniert. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich bewusst zu machen, welche Rolle der andere einnimmt und in welche er uns drängen möchte – nur so können wir das Dramadreieck durchbrechen und beruflich wie privat harmonischere Beziehungen schaffen. HERR MEIER DIE CHEFIN FRAU HAHN
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